Erkan Okandan: Haushalt kommt mit steigenden Ausgaben und Schuldenlast nicht zurecht
Von Januar 2024 bis August 2025 stiegen die staatlichen Ausgaben für sogenannte „Transfers mit Lohncharakter“ um 80 %. Dies berichtete der ehemalige stellvertretende Minister für Energie und Wirtschaft, Erkan Okandan, und betonte, dass ein so schneller Anstieg selbst weltweit selten ist.
Seinen Angaben zufolge halten die Einnahmen des Haushalts mit der Inflation nicht Schritt, während die Ausgaben deutlich schneller steigen, als die Wirtschaft sie ausgleichen kann. Dies führe zu einem zunehmenden Ungleichgewicht und verstärke den Druck auf die Staatsfinanzen.
Okandan wies auch auf die Schuldenlast hin. Nach seinen Angaben hat das Finanzministerium Verpflichtungen in Höhe von 2 Milliarden Türkischer Lira, 25 Millionen US-Dollar, 15 Millionen Euro und 15 Millionen Pfund Sterling übernommen. Ein Teil dieser Schulden ist erst am 9. Januar 2026 fällig, jedoch müssen bereits im November 2025 rund 5–6 Milliarden Türkische Lira zurückgezahlt werden.
Zur Haushaltspolitik äußerte Okandan Zweifel an der Realisierbarkeit der Aussagen über ein „ausgeglichenes Budget“ unter den aktuellen Bedingungen. Er wies darauf hin, dass das Steuersystem ein schwaches Glied bleibt: 2023 betrugen die Steuereinnahmen etwa 20,5 % des BIP, was fast die Hälfte des EU-Durchschnitts (ca. 40 %) ist. Außerdem sei die Verteilung der Steuerlast nicht gerecht — indirekte Steuern sind mengenmäßig mit Unternehmenssteuern vergleichbar, was ein Ungleichgewicht schafft und die Belastung für gefährdete Bevölkerungsgruppen erhöht.
Die Situation verschärft sich durch den hohen Anteil der Schattenwirtschaft, den Okandan auf etwa 80 % der gesamten wirtschaftlichen Aktivität schätzte. Er verwies auch auf einen Armutsindex des amerikanischen Ökonomen Steve Hanke, laut dem Nordzypern zu den neun Ländern mit den schlechtesten Werten gehört.
Abschließend erklärte Okandan, dass es bei Beibehaltung der Türkischen Lira als Hauptwährung extrem schwierig sein wird, ein Haushaltsgleichgewicht zu erreichen. Er betonte die Notwendigkeit, die Währungspolitik zu überarbeiten und Maßnahmen zur Erhöhung der Einnahmen umzusetzen, angesichts der hohen Importabhängigkeit des Landes.
Sie könnten auch interessiert sein an:
- Bürgern werden gefälschte Nachrichten über Bußgelder und Straßenmaut zugesandt
- Der Fahrer, der eine Pistole in einem Lastwagen mitbrachte, zu 10 Monaten Gefängnis in Girne verurteilt
- Fotos von Schülern mit Zigaretten an Schultoren sind Gegenstand eines öffentlichen Skandals geworden
- Auto prallt auf der Autobahn Nikosia — Kyrenia gegen Stahlbarrieren
- Der letzte Teil der Serie „White Kingdom“ wird in Nordzypern gedreht