Cyprus, Nicosia

Auf Nordzypern wird erneut über das Tragen des Hijabs an Schulen gestritten

16.09.2025 / 11:56
Nachrichtenkategorie

Mit Beginn des neuen Schuljahres sind auf Nordzypern erneut Debatten über das Tragen von Kopftüchern durch Schülerinnen aufgeflammt. Das Thema, das seit mehreren Jahren heftige Kontroversen in der Gesellschaft auslöst, steht wieder im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit von Lehrkräften, Eltern und Politikern.

Der Generalsekretär der Lehrergewerkschaft für Sekundarschulen KTOEÖS, Tahir Gökçebel, erklärte, dass an den Schulen Bekirpaşa Lisesi und Atatürk Meslek Lisesi Schülerinnen mit Kopftuch zum Unterricht zugelassen wurden – mit Unterstützung von Vertretern der türkischen Botschaft. Seinen Worten zufolge ist dies Teil einer ideologischen Transformation, die die regierende türkische Partei AK Parti über das Bildungssystem in Nordzypern vorantreiben möchte.

Die Spannungen rund um dieses Thema hatten sich bereits im Frühjahr verstärkt. Im März war einer Schülerin in Nikosia wegen ihres Kopftuchs der Zutritt zum Klassenzimmer verweigert worden. Der Vorfall rief breite Reaktionen hervor, und das Bildungsministerium bereitete Änderungen der Vorschriften zur Schuluniform und zum äußeren Erscheinungsbild vor. Laut den Änderungen war die Verwendung von „Bonnet“ und „Bandana“ – einfachen Kopfbedeckungen, die mit der Schuluniform vereinbar sind – erlaubt. Formal handelte es sich um neutrale Kleidungselemente, praktisch öffneten die Änderungen jedoch den Weg für das Tragen des Hijabs.

Die neuen Vorschriften sahen vor, dass Kopfbedeckungen einfarbig, ohne Symbole, Muster oder Verzierungen sein müssen und die Schuluniform nicht verdecken dürfen. Dennoch stießen die Änderungen auf scharfe Kritik seitens der Lehrergewerkschaften und Teilen der Öffentlichkeit. Nach Ansicht von KTOEÖS ebnen solche Schritte den Weg für mehr ideologischen Druck in Schulen und verletzen das Prinzip der säkularen Bildung. Unter dem Druck der Proteste wurden Teile der Änderungen zurückgezogen, sodass die Entscheidung de facto den einzelnen Schulverwaltungen überlassen wurde.

Nun ist mit Beginn des Schuljahres die Problematik wieder an die Oberfläche gelangt. Das Bildungsministerium behauptet, die neuen Vorschriften seien darauf ausgerichtet, ein Gleichgewicht zwischen dem Recht auf religiösen Ausdruck und den Anforderungen der Schulkdisziplin zu finden. Gleichzeitig sind die Gewerkschaften der Meinung, dass dies ein Risiko der Politisierung des Bildungswesens und der Einflussnahme von außen auf das Schulsystem schafft.

Die öffentliche Reaktion bleibt gespalten. Einige Eltern unterstützen das Recht der Kinder, aus religiösen Gründen Kopfbedeckungen zu tragen, während andere befürchten, dass dies den Beginn umfassenderer Änderungen in der Schulpolitik markieren und die gesellschaftliche Spaltung vertiefen könnte.

Somit bleibt die Frage der Kopfbedeckungen an Schulen Nordzyperns offen. Die Behörden stehen vor der Aufgabe, einen Kompromiss zu finden, der den säkularen Charakter des Bildungswesens bewahrt und zugleich die Rechte der Schülerinnen auf Religionsfreiheit respektiert.

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