Cyprus, Nicosia

Nördliches Zypern wird zum Rückzugsgebiet für Auftragskiller

24.09.2025 / 14:07
Nachrichtenkategorie

Das Innenministerium von Nordzypern gibt regelmäßig seine Erfolge bei der Migrationskontrolle bekannt. Die Polizeistatistik zeigt jedoch das Gegenteil: Allein in den ersten neun Monaten des Jahres 2025 wurden mindestens neun Auftragskiller in den nördlichen Teil der Insel gebracht, von denen die meisten aus der Türkei kamen.

Den Strafverfolgungsbehörden zufolge wurden zusammen mit den Tätern sieben Komplizen festgenommen, die Waffen oder andere Unterstützung bereitstellten. Bislang konnten die Auftraggeber der Verbrechen nicht identifiziert oder strafrechtlich verfolgt werden.

Methoden und Besonderheiten der Verbrechen

Die meisten Festgenommenen sind junge Menschen im Alter von 20 bis 30 Jahren. Die Hauptwaffen, die sie benutzten, waren Pistolen im Kaliber 7,65 und 9 mm. Häufig wurden Waffen und Munition im Voraus auf die Insel gebracht, und die Täter erhielten Anweisungen zu deren Standort über Fotos und Geolokalisierung. Diese Fakten deuten auf ein sorgfältig organisiertes System unter Beteiligung externer Strukturen hin.

Chronologie der Vorfälle

Februar 2025.

Am 22. Februar schoss in Nikosia der 25-jährige M.L., der aus Istanbul eingetroffen war, auf den Unternehmer Ahmet Keskin ins Bein. Bei seiner Festnahme wurde eine Pistole mit Seriennummer und acht Patronen sowie Kleidung und Kopfbedeckung, die mit den Überwachungskamerabildern übereinstimmten, gefunden. Später wurde der 30-jährige M.E. festgenommen, der ihm die Waffe geliefert hatte. Laut den Ermittlungsunterlagen erhielt ursprünglich er den Auftrag, lehnte jedoch ab und übergab ihn an M.L.

April 2025.

In Nikosia führte die Polizei eine Tipp-Operation durch: I.B. wurde in einem Hotelzimmer festgenommen, bei ihm wurden eine Browning-Pistole im Kaliber 7,65 mm, ein Magazin und neun Patronen gefunden. Am selben Tag feuerten Unbekannte in Kyrenia auf die Schaufenster des Nachtclubs Kulis Live. Fünf Personen wurden unter Verdacht der Beteiligung festgenommen; Patronenhülsen und Patronen wurden bei der Durchsuchung beschlagnahmt.

Mai 2025.

In Chatalköy erhielt der 21-jährige G.M. einen Mordauftrag über 250.000 Türkische Lira und eröffnete das Feuer auf ein Haus. In Alansak feuerte der 20-jährige E.B. dreimal auf ein Wohnhaus im Auftrag eines 600.000-Lira-Auftrags. Er wurde beim Fluchtversuch festgenommen.

August 2025.

In Karokum wurde auf eine Galerie geschossen. B.A. und M.K. wurden festgenommen; laut Polizei standen sie unter Drogeneinfluss und waren zuvor an anderen Schießvorfällen beteiligt. Einige Tage später wurden in Nikosia A.Y. und M.A.K. sowie ihre Komplizen festgenommen. Sie erhielten unmarkierte Waffen und Munition nach Karten- und Fotoanweisungen: Die Pistole war auf dem Friedhof des Dorfes Sütlüce versteckt.

September 2025.

Am 19. September wurde in Nikosia der 21-jährige O.G., der aus Istanbul angereist war, um einen Geschäftsmann zu ermorden, festgenommen. Eine 7,65-mm-Beretta-Pistole, ein Magazin und sieben Patronen wurden beschlagnahmt. Er gestand, dass er die Waffe nach den vom Auftraggeber bereitgestellten Karten und Fotos abgeholt hatte.

Probleme und Reaktionen der Öffentlichkeit

In nur neun Monaten wurden neun Fälle von importierten Killern registriert. Trotz der Festnahmen der Täter und ihrer Komplizen bleiben die Organisatoren unbestraft. Dies wirft ernsthafte Fragen zur Effektivität der Strafverfolgungsbehörden auf.

Kritiker stellen fest, dass Nordzypern trotz offizieller Angaben zur „strikten Migrationskontrolle“ zunehmend zum Rückzugsgebiet für organisierte Kriminalität wird. Das Fehlen von Maßnahmen gegen die Auftraggeber verstärkt nur die Besorgnis und das Misstrauen gegenüber dem System.

Experten und zivilgesellschaftliche Organisationen fordern strengere Grenzkontrollen, rigorosere Überprüfungen und mehr Transparenz bei Polizei- und Sicherheitsbehörden. Andernfalls, warnen sie, wird die Sicherheitsbedrohung auf der Insel nur zunehmen.

Nur registrierte Benutzer können Kommentare hinterlassen. Um einen Kommentar abzugeben,melden Sie sich bei Ihrem Konto an oder erstellen Sie ein neues →