Gericht verpflichtet Polizei zum Schutz von LGBT+
In Nordzypern wurde eine präzedenzielle gerichtliche Entscheidung zu Hassrede gegen die LGBT+ Gemeinschaft getroffen. Am 30. September 2025 entschied Richterin Zhale Dizdarli Ergyuden, dass die Beschwerden der Vereinigung „Queer Cyprus“ und des Menschenrechtsaktivisten Erman Dolmaci berechtigt waren, und verpflichtete die Polizei, bei Meldungen über intolerante Äußerungen operative Maßnahmen zu ergreifen.
Der Fall betrifft Social-Media-Beiträge aus dem Jahr 2021 im Zusammenhang mit einer Pride-Demonstration: In den Beschwerden wurde angegeben, dass die Kommentare Beleidigungen, Demütigungen und Aufrufe zur Feindseligkeit enthielten, die Polizei jedoch keine ausreichenden Ermittlungen durchgeführt hatte. Das Gericht erkannte an, dass dieses Unterlassen eine Verletzung des Rechts auf Schutz vor Diskriminierung darstellt.
Gemäß dem Urteil ist die Polizei verpflichtet, auf Beschwerden über Hassrede unverzüglich und effektiv zu reagieren, Straflosigkeit zu verhindern und Berichte über den Verlauf der Ermittlungen zu erstellen.
Die Klägerseite, einschließlich Erman Dolmaci, begrüßte die Entscheidung als wichtiges Signal: „LGBT+ Menschen auf dieser Insel sind nicht allein“, betonte er und unterstrich, dass dieses Urteil das Vertrauen in das Rechtssystem stärkt und zeigt, dass der Staat für den Schutz vulnerabler Gruppen verantwortlich ist.
Die Entscheidung wird auch als Teil des größeren Kontexts der Bekämpfung von Diskriminierung in Nordzypern gesehen. Berichte von Verbänden hatten bereits festgestellt, dass, obwohl die örtlichen Gesetze im Norden Zyperns Äußerungen aufgrund sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität formell verbieten (z.B. Penal Legislation Ch. 154, §151(f), §152(g), §172), deren tatsächliche Durchsetzung äußerst selten war.
Darüber hinaus wird dieser Fall als Teil des Drucks von Nichtregierungsorganisationen auf staatliche Strukturen betrachtet, um deklarative Schutznormen in vollziehbare Praxis umzuwandeln. In der Jurisprudenz und unter Aktivisten wird betont: Ein Gesetz allein reicht nicht – es muss in der Praxis funktionieren.
Dieses Gerichtsurteil verspricht, einen Präzedenzfall für zukünftige Fälle diskriminierender Äußerungen zu schaffen, insbesondere angesichts des Wachstums digitaler Kommunikation und sozialer Medien. Der nächste Schritt besteht darin, zu beobachten, wie Strafverfolgungs- und Justizbehörden in Nordzypern das Urteil in der Praxis anwenden.
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