„Die Menschen wissen nicht einmal, was ihnen zu Füßen wächst“: Ein Paar auf Zypern stellt Parfüms aus der wilden Flora der Insel her

Vor mehreren tausend Jahren existierte auf Zypern bereits eine der ältesten Parfümwerkstätten im Mittelmeerraum — im Dorf Pyrgos fanden Archäologen Überreste der bronzezeitlichen Herstellung aromatischer Öle und primitiver Destillationsgeräte. Heute kehrt die junge Naturparfümmarke Halkos Botanicals, gegründet von Dorothea Petrova und Anastasios Anastasiou, auf ihre eigene Weise zu dieser Tradition zurück.

Ihr Weg begann weit entfernt von der Insel — in London, wo das Paar viele Jahre einen Friseursalon betrieb und mit vollständig synthetischer Kosmetik arbeitete. Allmählich kamen sie zu dem Schluss, dass aggressive Chemikalien in Produkten sowohl den Körper als auch das Wohlbefinden beeinträchtigen. Sie absolvierten Kurse in Naturkosmetik, begannen eigene Produkte unter der Marke Zenon Kition Natural Products herzustellen und beschlossen dann, ihren Lebensstil radikal zu ändern und nach Zypern zu ziehen, um ein „lebendigeres“ Umfeld für Arbeit und Familie zu finden.

Im Jahr 2021 ließ sich das Paar auf Zypern nieder, und mit der Geburt des zweiten Kindes entstand die Idee einer vollständig natürlichen Parfümerie. Dorothea erzählt, dass sie während der langen Stunden mit dem Baby im Arm die Möglichkeit hatte, ihre Erfahrungen „neu zusammenzusetzen“: Sie begeisterte sich für die Kunst der Duftkreation und begann, mit lokalen Pflanzen zu experimentieren, während sie mit den Kindern zu Hause war.

So entstand die Marke Halkos Botanicals — der Name verweist auf das lateinische Wort cuprum (Kupfer) und das griechische halkos. Im Zentrum der Produktion stehen ein handgefertigter Kupfer-Alembik aus Portugal und die wilde Vegetation Zyperns: Lavendel, Rosmarin, Geranie, Immortelle, Zistrose (cistus creticus) und andere Pflanzen, von denen viele sowohl aromatisch als auch heilend sind. Daraus stellt das Paar vor allem destillierte Blütenwässer her, nicht nur ätherische Öle. Kupfer verleiht dem Wasser ihrer Aussage nach zusätzliche antimikrobielle Eigenschaften und beeinflusst den „Charakter“ des Endprodukts.

Eine besondere Leidenschaft von Dorothea ist die alte Technik der Enfleurage: Frische Blüten werden täglich in eine Pomade auf Basis von Bienenwachs und Öl eingelegt, bis sie sich mit Duft „sättigt“. Anschließend wird die Pomade in Alkohol gelagert, der den Duft aus dem Wachs herauszieht. Auf diese Weise entstehen unter anderem Düfte mit Neroli oder Jasmin sowie die von der zyprischen Frühling inspirierte Komposition Meli mit Kamille, Lavendel und Wachs.

Die Halkos-Kollektion umfasst verschiedene Formate: klassische alkoholbasierte Parfüms, Öldüfte und feste Wachsdüfte. Dorothea betont, dass sich jeder Träger unterschiedlich „verhält“: Sprays klingen leichter und diffuser, während feste Parfüms länger auf der Haut haften. Zu den Kompositionen zählen Paralia („Strand“) mit Zitrusnoten, Bergamotte, Jasmin und Plumeria; Pyrga, inspiriert von den Landschaften von Pyrga, mit Mastix, Kiefer und Zypresse; sowie Troodos mit Extrakten aus Platane, Zeder und Wacholder.

Das Paar arbeitet bewusst nur mit dem, was die lokale Natur und die jeweilige Saison bieten. Einige klassische Parfümeriekomponenten wie Eichenmoos oder natürliches Labdanum wurden in Europa aufgrund von Regulierungen weitgehend durch synthetische Stoffe ersetzt — auf Zypern ist es jedoch noch möglich, Pflanzen zu sammeln und Extrakte mit traditionellen Methoden herzustellen. Laut Dorothea und Anastasios erfordert dies Geduld und Respekt vor den Zyklen der Natur: Man muss den richtigen Monat abwarten, das Rohmaterial sammeln, den Extrakten Zeit zum „Reifen“ geben und erst dann mit ihnen arbeiten.

Ein Teil ihrer Mission ist es, die Menschen daran zu erinnern, wie reich die zyprische Erde tatsächlich ist. „Viele wissen nicht einmal, was um sie herum wächst“, sagt Dorothea. „Wissen und Praktiken gehen verloren. Für mich ist die Arbeit mit Pflanzen nicht nur ein Handwerk geworden, sondern auch eine Lektion darin, langsamer und bewusster zu leben.“ Das Paar betont, dass ihre Produkte frei von Zusatzstoffen sind und in erster Linie für den eigenen Gebrauch hergestellt werden — sie würden nichts verkaufen, was sie nicht selbst täglich auf ihre Haut auftragen würden.