Tausende geheime Dokumente beim Leiter der Gefängnissicherheit in Nikosia entdeckt
Die Polizei und der Rechtsdienst untersuchen einen aufsehenerregenden Fall der unrechtmäßigen Entfernung von amtlichen Unterlagen aus dem Zentralgefängnis Nikosia.
Am 10. April 2025 wurde bei einer Hausdurchsuchung eines Mitarbeiters des Strafvollzugs eine große Menge staatlicher Materialien entdeckt. Darunter befanden sich Gefangenenakten, Korrespondenz der Abteilung für Gefängnisse mit anderen Behörden, Pläne und architektonische Entwürfe von Gefängnisanlagen sowie digitale Datenträger mit Videoaufnahmen und Daten. Ein Teil der Dokumente war als „geheim“ oder „vertraulich“ eingestuft, das Gesamtvolumen wird auf etwa 300.000 Seiten geschätzt.
Am 23. Mai ordnete das Bezirksgericht Nikosia auf Antrag der Polizei eine siebentägige Untersuchungshaft für fünf Verdächtige an: vier Gefängniswärter und eine Polizeischülerin. Ihnen wurde Verschwörung zur Begehung einer Straftat, Amtsmissbrauch, Geheimnisbruch, unrechtmäßiger Besitz von Eigentum und Verletzung des Datenschutzgesetzes vorgeworfen. Eine Woche später, am 30. Mai, wurden alle fünf freigelassen, doch die Ermittlungen dauern an.
Aus den Fallakten geht hervor, dass die Dokumente über eine Dienstrampe aus dem Verwaltungsblock des Gefängnisses herausgeschafft, in Stofftaschen verpackt und in einigen Fällen mit Fahrzeugen der Gefängnisabteilung transportiert wurden. Bei der Durchsuchung des Hauses des Gefängnisangestellten wurden Taschen mit der Aufschrift „Cyprus Prisons Department“ und eine große Menge an Datenträgern gefunden.
Der Fund von Dokumenten mit Geheimhaltungsstufen unter den beschlagnahmten Materialien löste bei den Ermittlern ernste Bedenken hinsichtlich möglicher Risiken für die Sicherheit des Strafvollzugssystems aus.
Am 9. September wies der Oberste Gerichtshof Zyperns die Beschwerde eines Beschuldigten zurück, der den Durchsuchungsbefehl für unrechtmäßig erklären lassen wollte. Dieses Urteil bestätigte die Rechtmäßigkeit der polizeilichen Maßnahmen und ermöglichte es den Ermittlern, die Analysen und den Vergleich des beschlagnahmten Materials mit den Gefängnisarchiven der Jahre 2018–2022 fortzusetzen.
Laut Medienberichten wurden die Ermittlungsunterlagen an den Rechtsdienst zur rechtlichen Bewertung und Vorbereitung möglicher Anklagen übergeben. Bisher wurden keine offiziellen Anklagen erhoben, die Polizei betont jedoch, dass die Ermittlungen andauern und warnt vor voreiligen Schlüssen.
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